Zachau  ElgaLiebe Leserinnen und Leser,

 

in den vergangenen Wochen sind mir immer wieder Plakate aufgefallen, die anders aussehen als Werbeplakate sonst. Man merkt ihnen von weitem an: Hier geht es um etwas anderes. Keine Models, sondern echte Menschen sind darauf zu sehen. Sie wollen uns nicht zum Kaufen neuer, schöner Dinge anregen, sondern zum Beten.

 

Wenn ich mit dem Auto an der Ampel warte und auf eins der Plakate schaue, dann frage ich mich: „Klappt das? Dass Menschen sich durch Plakate inspiriert fühlen zu beten?“

Die Plakate gehen mir nicht aus dem Sinn. Immer wieder, wenn ich eins der Motive sehe, bleibt mein Blick daran hängen. Ich schaue in das Gesicht und lese die Worte – das „Testimonial“, wie wir neudeutsch sagen, also das persönliche Zeugnis, das dort jemand gibt.

 

So wird auf einem Plakat eine junge Frau mit den Worten zitiert „Ich bete, weil das Gespräch mit Gott kein Monolog ist“, auf einem anderen ein junger Mann, der sagt: „Ich bete, weil es nichts Schöneres gibt, als die Nähe Gottes zu erfahren.“

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Ich kann mir vorstellen, dass viele die Plakate sehr ungewöhnlich finden, denn hier teilen Menschen etwas sehr Persönliches mit aller Welt, etwas, worüber viele nicht einmal mit ihren engsten Freund*innen sprechen würden.

 

Je häufiger ich die Plakate sehe, desto mehr sprechen sie mich an. Mir liegt es ohne Frage näher, dass wir Banner vor unseren Kirchen aufhängen, auf denen ein Bibelwort – gern auch in pointierter Form – zu lesen ist. „ERlöst LEBEN!“. So hieß es auf unseren Osterbannern, über ich mir im April an dieser Stelle Gedanken gemacht habe.

 

Zugleich spüre ich, wie mir die großen Fotos der unterschiedlichen Menschen, die uns zum Beten einladen wollen, immer vertrauter werden. Ich denke mehr und mehr über die gelesenen Worte nach und frage mich, was ich an ihrer Stelle antworten würde. Vielleicht dies: Ich bete, weil dabei mein Glaube seinen persönlichsten Ausdruck findet.

 

Ich kann es mir mein Glaubensleben gar nicht anders vorstellen, als persönlich mit Gott im Gebet zu sprechen. Das kann im stillen Gebet sein, zugleich finde mich in den Worten alter Gebete wie den Psalmen wieder und in Gebeten aus heutiger Zeit. Mal ist es Dank, mal sind es Bitten, die ich vor Gott bringe.

 

Es macht mir viel Freude, mit einzustimmen, wenn Pat*innen, Freund*innen und Verwandte bei Taufen und Hochzeiten die Fürbitte halten. Und wenn wir das Vaterunser – gern auch in unterschiedlichen Sprachen - miteinander sprechen, dann berührt es mich zu spüren, viele Glaubens-Geschwister zu haben.

 

In Gedanken sehe ich uns alle am See Genezareth, gemeinsam mit den Menschen aus damaliger Zeit. Wir alle hören Jesus zu, der vom Berg aus predigt. Er schenkt uns das Vaterunser und lässt uns wissen:

 

Bittet, so wird euch gegeben;

suchet, so werdet ihr finden;

klopfet an, zu wird euch aufgetan.

(Matthäus 7,7f)

 

Was für eine wunderbare Gesprächseröffnung Gottes ist das! Möge Gott sie uns immer wieder bewusst machen und uns durch seinen Geist inspirieren, und ihm betend zu antworten.

 

Ihre Elga Zachan