Das Hauptportal der Kirche

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Nähert man sich der Pauluskirche vom Marktplatz her, so fällt zunächst ein Mosaik über dem Hauptportal ins Auge. Es zeigt zwei Hirsche, die aus einem sprudelnden Brunnen trinken.

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"Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir!" betet ein Mensch in Psalm 42,2
Der Brunnen selbst ist überragt von einem Kreuz, welches das Zeichen X P trägt. X P sind im Griechischen die ersten beiden Buchstaben des Wortes Christus. Der das Zeichen X P umgebende Kreis wiederum steht für die Welt, die ganze Erde. Christus ist also das lebendige Wasser für die ganze Welt.


Das Kirchenschiff


Betritt man dann die Kirche, so gelangt man zunächst in einen Vorraum.
Hier weißt ein kleines Schild mit dem Wappen der Landes Nordrhein Westfalens daraufhin, dass die Paulskirche ein denkmalgeschützes Gebäude ist.

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Durch eine Flügeltür, die überschrieben ist mit den Worten: "Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." (Hebräer 13,8) begibt sich die Besucherin, der Besucher dann ins Kirchenschiff.
Rechts unten in der Ecke dieser Inschrift wird darüber hinaus noch auf eine weitere Bibelselle verwiesen, auf Psalm 18, Vers 3:
"Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Berg meines Heiles und mein Schutz". Mit dem Bezug auf diese beiden Textstellen haben die Erbauer gleich im Eingangsbereich ein starkes Bekenntnis zu dem einen Gott gesetzt, wie er sich in Jesus Christus offenbart hat.
In diesen wenigen Worten kommt eine Gewissheit zum Ausdruck, die allen Menschen durch alle Zeiten gilt und die sie trägt. Gott ist für uns da, er steht zu seinen Verheißungen.
Diese Kirche ist ein Ort, wo wir ihm begegnen können. Jedes Mal, wenn wir in die Kirche gehen, werden wir an dieses Fundament unseres Glaubens erinnert.

Im Kirchenschiff angekommen, eröffnet sich dann ein eindrucksvoller Blick in den Kirchraum.

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Dessen Mittelpunkt bildet ein großes Christusmosaik im Chorraum oberhalb des Altars. Hier ist Jesus Christus als der Pantokrator, der Weltenherrscher dargestellt, mit erhobener rechter Hand, die die Betrachterin, den Betrachter segnet.


Der Chorraum der Pauluskirche


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Links daneben befindet sich ein kleineres Mosaik, das Petrus darstellt. In seiner Hand hält er einen Schlüssel. Dies nimmt Bezug auf Matthäus 16,19. Jesus gibt Petrus die Schlüssel des Himmelreiches.
Auf der rechten Seite ist ein Mosaik mit dem Bildnis des Apostel Paulus, dem Namensgeber der Kirche, zu sehen. Er hält in seiner rechten Hand eine Papierrolle und in seiner linken den Griff eines Schwertes.
Die Papierrolle weist möglicherweise auf die Briefe hin, die er an die von ihm gegründeten Gemeinden geschickt hat.
Das Schwert wiederum könnte ein Hinweis auf seine mögliche Hinrichtung durch ein Schwert sein.
Überspannt wird der Chorraum in einem großen Bogen von einem Vers aus dem Matthäusevangelium: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mth 28,20) Eine Zusage, die uns allen gilt.


Die Kirchenfenster

Dreht man sich im Altarraum um, so rücken jeweils 2 große Kirchenfenster zur Rechten und zu Linken im Kirchenschiff ins Blickfeld.
Die Fenster auf der Taufsteinseite stellen die vier Evangelisten dar, die auf der Kanzelseite 4 Propheten des Alten Testaments.
Vom Chorraum aus gesehen sind da zunächst die Propheten Jesaja und Jeremia.

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Jedem der Propheten ist ein Medaillon zugeordnet.
Bei Jesaja ist es der Blütenzweig, der sich auf das Reis aus dem Stamm Isais, aus Jesaja 11,1-2 bezieht:
Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
Dem Prophet Jeremia wiederum ist als Medaillon ein Buch, vielmehr das Buch der Bücher, die Bibel, also das Wort Gottes zugeordnet.
Bei der Berufung des Jeremias heißt es: Der Herr streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: "Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund." (Jeremia 1,9)

Auf dem Fenster daneben ist links der Prophet Ezechiel und rechts Daniel zu sehen.

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Im Medaillon des Ezechiel soll deutlich werden, dass er bei seiner Berufung zum Propheten- und Wächteramt die Herrlichkeit des Herrn schauen durfte. Darauf weist in der Visionssymbolik das Wort (Buch) und der Lichtglanz Gottes hin. (vgl. Ezechiel Kap 1+2)
Rechts von ihm ist der Prophet Daniel zu erkennen. Er hat an seiner Seite ein Medaillon mit dem Bildnis eines Löwen. Dieses Symbol erinnert an die Geschichte aus dem 6.Kapitel des Buches Daniel: "Daniel in der Löwengrube".
Die Kirchenfenster auf der rechten Seite stellen die 4 Evangelisten mit ihren dazugehörigen Symbolen dar. In Anlehnung an Ezechiel 1,5-12 und Offenbarung 4, 6-8 werden sie durch Engel, Löwe, Stier und Adler dargestellt.

Im ersten Fenster sind Matthäus mit dem Engel und Markus mit dem Löwen zu sehen.

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Das zweite Fenster stellt den Evangelisten Lukas mit dem Stier auf der linken und den Evangelist Johannes mit dem Adler auf der rechten Seite dar.

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Empore


Auf der Empore, mit der Orgel im Rücken, ergibt sich erneut ein besonderer Blick ins Kirchenschiff.

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Hier stellen die Kirchenfenster zur rechten und zur linken wichtige Stationen aus dem Leben des Apostel Paulus dar.


Die Bekehrung des Paulus in Damaskus (Apg 9,1-8+15)

(Vom Chorraum aus gesehen das erste Fenster auf der Taufsteinseite)

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Paulus und Silas im Gefängnis (Apg. 16, 23+25-31)

(Vom Chorraum aus gesehen das zweite Bild auf der Taufsteinseite)

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Paulus auf der Fahrt nach Rom; Seesturm und Schiffbruch (Apg 27,13-15 + 21-25)

(Vom Chorraum aus gesehen das erste Fenster auf der Kanzelseite)

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Paulus mit seinen jungen Mitarbeitern; Timotheus, Titus und Philemon

(vgl. 1. + 2.Timotheusbrief, Titusbrief, Philemonbrief)
(Vom Chorraum aus gesehen das zweite Bild auf der Kanzelseite)

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Die Orgel der Pauluskirche


Nach einem Um- und Erweiterungsbau wurde die Orgel im jetzigen Zustand am 1. Adventssonntag 1989 wieder in den Dienst genommen.

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Hier die technischen Angaben der Orgel:
Schleifladen, mechanische Spiel- und Registertrakturen
2 Manuale und Pedal, 22 Register
Disposition

HW C-g '" BW C-g '" Pedal C-f '
Quintade 16'
Prinzipal  8 '
Rohrflöte 8 '
Oktave 4 '
Gedackt 4 ' *
Waldflöte 2 '
Mixtur 5f
Trompete 8 '*
Holzgedackt  8'
Blockflöte 4 '
Quintade 4 '
Prinzipal 2 '
Sesquialtera 2f
Quinte 1 1/3'
Zimbel 3f *
Regal 8 ' *
Subbass 16'
Offenbass 8 '
Oktave 4 '
Nachthorn 2 '
Rauschpfeife 4f *
Posaune 16 '
 
Normalkoppeln

Die mit * versehenen Register wurden neu geliefert.


Ausgang

Beim Verlassen des Kirchraumes fällt der Blick erneut auf eine Inschrift mit Worten aus Psalm 119,105:
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinen Wege.
Diese Worte begleiten den Besucher, die Besucherin in den Alltag.

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Die Geschichte der Pauluskirche


Nachdem die Ev. Kirchengemeinde in Resse, bedingt auch durch den Bergbau, immer mehr gewachsen war, ging das Presbyterium kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs daran, eine Kirche in Resse zu errichten.
1913 begann sie mit dem Bau des Gotteshauses durch Osteuropäische Bergleute.
Den Grund und Boden hierfür erhielt die Gemeinde durch eine großzügige Schenkung. Damit waren die Voraussetzungen zum Kirch- und Pfarrhausbau gegeben.
Die im Jugendstil erbaute Pauluskirche konnte am Sonntag Rogate 1916 eingeweiht werden. Sie zeichnet sich durch reiche Ornamentik und Farbigkeit im Inneren aus und zeigt typische Merkmale masurischer Baukunst.
Die Glocken, die den 2. Weltkrieg überstanden haben, tragen bis heute die Weihnachtsbotschaft durch ihren Klang über die Dächer von Resse in die Herzen der Gemeindeglieder: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."

Insgesamt sind es drei Glocken.
Es sind noch die Originalglocken, die bei der Einweihung der Kirche im Jahre 1916 mit in den Dienst genommen wurden. Sie haben folgendes Gewicht:

Große Glocke: 1650 kg
Mittlere Glocke: 1150 kg
Kleine Glocke: 800 kg

Gegossen wurden die Glocken vom Bochumer Verein 1916.

Mitte der fünfziger Jahre (1955/1956) hat die Kirche einen nüchternen weiß-grauen Innenanstrich erhalten. Dabei wurden auch im Chorraum die Mosaikbildnisse "Petrus und Paulus" übermalt. Nur das Christus-Mosaik wurde nicht überstrichen.
Ende der 70er Jahre wurden dann an den Stützpfeilern des Turmes Risse sichtbar, die eine größere Reparatur erforderlich machten.
So wurde die Kirche von Januar 1980 bis Dezember 1986 geschlossen.
Während der Reparaturarbeiten wurden auch im Innenraum der Kirche Renovierungsarbeiten vorgenommen, die den alten Zustand des Gotteshauses wieder herstellten.
Am 3. Adventssonntag 1986 konnte das Gotteshaus wieder im ursprünglichen Zustand der Gemeinde übergeben werden.
Den Abschluss der Renovierungsarbeiten setzten dann noch die Orgel und die neuen Kirchenfenster. Letztere sind der Gemeinde in einem festlichen Gottesdienst am Reformationstag 1992 übergeben worden.
Nachdem 2006 ein Stein aus der Turmfassade fiel, war relativ schnell klar, dass Sanierungsarbeiten an der Turmfassade und der Fassade des linken Seitenschiffs nötig sind. Die Arbeiten dazu begannen 2007. Sie dauerten bis 2009.
Dass solch eine Maßnahme überhaupt möglich war, verdankt die Kirchengemeinde der Spendenbereitschaft und dem Engagement vieler Menschen, die durch Aktionen, Veranstaltungen und Feste zur Finanzierung beigetragen haben.
2009 wurden denn mit dem Gemeindefest die Arbeiten feierlich beendet.
2010 begannen dann endlich auch die Arbeiten an einem behindertengerechten Zugang zu Pauluskirche. Mit dem Gemeindefest am 10.Juli 2011 sollen dann auch diese Arbeiten zu ihrem Ende kommen.


Quellen:

Die Paulskirche zu Gelsenkirchen-Resse. Geschichte der Kirche und ihrer Gemeinde mit Erläuterungen der Kirchenfenster, Gelsenkirchen-Resse 1993

Die Bibel – Nach der Übersetzung Martin Luthers. Mit Apokryphen. Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgarts 1995