Mit ihrer bugförmigen Ostseite steht die Thomaskirche direkt an der Surkampstraße. Unübersehbar dringt sie mitten in die Lebenswirklichkeit der Menschen hinein. Zusammen mit der St.-Suitbert-Kirche prägt sie eindrucksvoll das Ortsbild des Berger Feldes.

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Eingangsbereich

Durch die Glastüren betritt man zunächst den dunklen Eingangsbereich. Der Blick fällt automatisch auf die Grundsteinplatte:
"Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; und wie können wir den Weg wissen?"

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Die Frage des Jüngers Thomas an Jesus ist heute aktueller denn je. Wie kann der moderne Mensch in einer immer komplizierter werdenden Welt Orientierung finden? Wer die biblische Geschichte mit der Thomasfrage nachlesen möchte, findet sie im Johannesevangelium Kap. 14.

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Als ein Zeichen der ökumenischen Verbundenheit hängt an der Wand des Vorraums ein kleines Relief mit dem Schutzpatron der katholischen Nachbarkirche St. Suitbert.


Raumeindruck

Aus dem Dunkel des Vorraumes gelangt man in die strahlende Helligkeit des eigentlichen Gottesdienstraumes. So können wir aus den Dunkelheiten unseres Lebens einen Raum betreten, der uns neue Dimensionen eröffnet.

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Auf ganz ähnliche Weise kann der glaubende Mensch einst aus dem Dunkel des Grabes die Helligkeit der Auferstehung finden.
Die Thomaskirche ist ganz und gar österlich!
Aber bei aller deutlicher theologischer Ausrichtung verliert sie die Menschen nicht aus dem Blick. Die klaren Glasfenster schließen das Leben in Erle nicht aus; sie nehmen es vielmehr ganz in den gottesdienstlichen Raum mit hinein. Die Versammlung der Gläubigen ist auf den Altar hin ausgerichtet; gleichzeitig sind die Gottesdienstbesucher aber auch aufeinander bezogen. Deshalb stehen die Bänke so, dass man sich gegenseitig sehen kann.


Altarwand

Die Altarwand mit ihrem großem Relief gibt vielen Besuchern unserer Kirche Rätsel auf. Vielleicht nehmen Sie sich ein wenig Zeit für eine längere Betrachtung. Sie können auch auf die Orgelempore gehen; von dort gibt es eine andere und möglicherweise deutlichere Perspektive. Entdecken Sie das Kreuz? Oder sogar mehrere?

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In unserer komplizierten Welt ist auch das Kreuz nicht mehr so leicht zu finden. Man muss es schon suchen ... Und dabei können ganz neue Erfahrungen gemacht werden! Wo auch immer Sie das Kreuz sehen, es ist niemals kompakt, immer schon durchbrochen. Es hat seine Herrschaft bereits verloren: Karfreitag wird zu Ostern!

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Vergleichen Sie doch einmal das Kreuz an der Altarwand mit dem Altarkreuz und dem Kreuz auf der Turmspitze! Es handelt sich immer um ein gleichschenkliges Segenskreuz.


Altar, Kanzel und Taufbecken


Diese drei bilden das Zentrum des Raumes und auch unseres Gottesdienstes. Alle drei liegen auf einer Achse und sind eng aufeinander bezogen. Von der alles überragenden Kanzel wird das Wort Gottes verkündigt, am Altar das Abendmahl gefeiert, am Taufbecken die Taufe vollzogen. Wort und Sakrament gehören eng zusammen! Dabei steht das Taufbecken sperrig "mitten im Weg". Die Pfarrer auf dem Weg zur Kanzel, die Teilnehmer am Abendmahl, die Brautpaare – alle müssen am Taufbecken vorbei und werden so an ihre eigene Taufe erinnert. Deshalb haben unsere Abendmahlskelche auch die gleiche Form wie das Taufbecken.

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Orgel


Und nun lohnt es sich, von der Altarwand aus einen Blick rückwärts auf die Orgelempore zu richten: Der Orgelprospekt ist ein typisches Kind seiner Zeit. Nüchtern, kastenförmig und zweckmäßig erscheint die Orgel deshalb auf den ersten Blick. Doch wer sich wirklich ein Urteil über dieses Instrument erlauben will, der muss seinen Klang erleben.

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Die Disposition und Klangfülle der Orgel sind auf das Genaueste auf den Raum der Thomaskirche abgestimmt. Mit ihren zwanzig Registern, den zwei Manualen und dem Pedalwerk sind die Musiker in der Lage, eine bunte Klangvielfalt zu schaffen und Musikwerke aus vielen Jahrhunderten und Stilrichtungen erklingen zu lassen. Die Orgel wurde von der Firma Schuke mit mechanischen Trakturen gebaut und vermittelt den Organisten ein angenehmes Spielgefühl.
(Martina Wronski, ehemalige Organistin; alle anderen Texte von Elke Filthaus, Fotos von Peter Spelsberg)


Details zur Thomaskirche:


Grundsteinlegung am 5. April 1964
Einholung der Glocken am 22. April 1965
Einweihung der Kirche am 12. Sept. 1965
Einweihung der Schuke-Orgel am 1. Nov. 1970
Eintragung in die Denkmalliste 2003
Auszeichnung als Denkmal des Monats April 2004
Größe der Kirchenraumes ca. 400 qm
Gesamthöhe ohne Kreuz 26 m
360 Sitzplätze in den Bänken, 80 bis 100 auf der Empore
Bänke und Altarplatte aus Palisander
Taufstein aus Granit
Altarkreuz gleichschenklig, aus einem Block Stahl gefräst, mit Silber belegt, hergestellt in der Fa. Seppelfricke
4 Bronze-Glocken 71-110 cm Durchmesser und 223-812 kg Gewicht (Taufglocke, Gebetsglocke, Sterbeglocke, Thomasglocke)
Entwürfe von Taufstein, Altar, Kanzel Altarkreuz, Leuchtern, Turmkreuz und Grundsteinplatte von den Architekten Wittig und Janowski
Altarwand Heinz Nickel, Kassel