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Erntedank:
                         
"Ein gedeckter Tisch"






Wir feiern in diesen Tagen Erntedank.
In den Dorfkirchen quellen die Altäre über von Erntegaben und Feldfrüchten.
Da stehen Körbe roter Äpfel, liegen riesige Kürbisse, leuchten violett – rote Asternsträuße und strahlen gelbe Sonnenblumen...
Ist Erntedank nur etwas für Menschen auf dem Land, wo die Fülle zu greifen ist und die Farbigkeit der Schöpfung hinter jedem Gartenzaun hervorschaut?
Wie ist das bei uns?
Auch bei uns können wir das Leben schmecken und riechen.
Da ist der chinesischer Lebensmittelhändler, der griechische Schnellimbiss, der arabische Kiosk, auf dem Markt eilen wir von Duft zu Duft.
All das ist eine einzige Einladung, sich zu freuen an der Buntheit der Welt, an der Verschiedenheit der Menschen, der Gerichte und Gewürze...
Manchmal genügt schon ein polierter Apfel in meiner Hand, der Blick auf die roten Beeren, die knallgrünen Bohnen oder den zartgrünen Kohl an irgendeinem Stand, der Duft von braunem Krustenbrot, das innen noch warm und weich ist, ein Stückchen Käse, das auf der Zunge zerbröckelt und nach Tau und Wiesenheu schmeckt, ein Tropfen Honig wie flüssiges Gold oder eine Handvoll frischer Kräuter...
Und für diesen Moment habe ich das Gefühl: Wie wunderbar!!

In der Bibel gibt es ein Gebet, dass die Schöpfung feiert und ihren Überfluss an Nahrung besingt (Psalm 104):
„Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich! Du bist schön und prächtig geschmückt.
...Du lässt Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz des Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
dass der Wein erfreue des Menschen Herz
und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke."

Wenn ich diese Worte höre, dann stelle ich mir vor wie sorgfältig Gott den Tisch für alle deckt.

Vielleicht freut auch Gott sich, wenn wir ihn für diese Sorgfalt loben.
Er freut sich, wenn wir teilen und weitergeben, an die, die wenig haben.
Er liebt es, wenn Menschen sich freuen an dem, was diese Welt hervorbringt an Reichtum und Schönheit.
Wir dürfen feiern wie wunderbar die Schöpfung, wie schön jede einzelne Frucht und wie bunt und vielfältig das Leben ist.

Einen wunderbaren Oktober wünscht Ihnen
Ihr
Pfarrer Ernst – Martin Barth