GW 092015
„Wir hier können feiern – richtig gut feiern!"



Diese Botschaft habe ich seit Beginn meines Dienstes in unserer Gemeinde immer wieder gehört und erfahren können, dass das zutrifft. Und das ist schön!

In unserer Gemeinde wird gerne gefeiert und Anlässe gibt es immer wieder: Ob ein Fest im großen Rahmen wie im vergangenen Jahr unser Gemeindefest an der Pauluskirche oder in diesem Jahr die Kirchturmfeste; ob Feiern in Gruppen und Kreisen oder wie Ende August zum Jubiläum aus Anlass des 110jährigen Bestehens des CVJM Erle.

Wir werden stets bei den Festen eingeladen, das Beisammensein zu genießen und all' das leckere Essen.

Es gab auch immer eine andere Haltung im Christentum, wo es verpönt war, etwas zu genießen. Genuss und Christsein, das schien aus dieser Perspektive nicht zusammen passen zu können. Es galt vielmehr, zu entbehren und zu verzichten – undenkbar eine fröhlich feiernde Christenheit.

Wer aus dieser Tradition kommt, mag es noch immer nicht leicht finden, Genuss und Glauben zu verbinden; ein schlechtes Gewissen kann zutage treten. Da kann ein Blick auf vertraute biblische Geschichten und auf Lieder helfen, wo wir Freude und Genuss entdecken können.

Jesus konnte Feste feiern, denken wir nur an die Hochzeit zu Kana. Immer wieder heißt es, dass er mit Menschen zusammensaß, mit ihnen aß und trank. Ihm wurde sogar vorgeworfen, ein „Vielfraß und ein Säufer" (Matthäus 11,19) zu sein.

In Paul Gerhards beliebtem Lied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud" singen wir „Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder, die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Wald und Felder." Das ist pure Lebensfreude, purer Lebensgenuss – verbunden mit Gotteslob. Paul Gerhard dichtet weiter „Der Weizen wächset mit Gewalt; darüber jauchzet Jung und Alt und rühmt die große Güte...".

Wann fühlen wir uns so frei und genießen das Leben? Dann, wenn es unserer Familie gut geht, wenn eine medizinische Untersuchung keinen schlimmen Befund ergeben hat... Neulich berichtete mir ein Familienvater, wie er nach längerer Arbeitslosigkeit eine neue Stelle gefunden habe. Soviel Lebensfreunde und Hoffnung waren in seinen Worten zu hören!

Und wieviel Lebensfreude wird sich damals Bahn gebrochen haben, als der vormals gelähmte Mann auf Jesu Wort hin aufstehen und neu ins Leben gehen konnte (Markus 2,12), oder als die Frau aus Syrophönizien daheim ihre Tochter gesund vorfand (Matthäus 15,28) ...

Wir leben! Ob ganz persönlich oder als Gemeinde: Mit unserem Leben stehen wir in der Osterfreude der Jüngerinnen und Jünger, in der Freude, dass Gott die Grenzen des Todes überwunden hat und unserem Leben eine Hoffnung schenkt, über den Tod hinaus. Darum können wir feiern – richtig gut feiern!

Ihre Pfarrerin Elga Zachau