am 8. September ist im schottischen Balmoral die britische Königin Elisabeth II. im Alter von 96 Jahren verstorben. Weltweit trauern Menschen um sie. Am Montag, 19. September, haben - geschätzt mehrere Milliarden – Menschen rund um den Globus von ihr Abschied genommen.
Staatsoberhäupter und Regierungsvertreter*innen aus aller Welt sind nach London gekommen und feierten in der Westminster Abbey mit der königlichen Familie den Trauergottesdienst.
Am Bildschirm konnten wir an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen. Vielen von uns werden Bilder von diesem über Jahrzehnte genauestens vorbereiteten Staatsbegräbnis vor Augen stehen, wie ihr Sarg mit königlicher Standarte, Reichsapfel, Zepter und kaiserlicher Staatskrone.
Unvergleichlicher Prunk brachte die einzigartige Rolle der britischen Königin und ihrer 70jährigen Regentschaft bildlich zum Ausdruck.
Ich konnte nicht den ganzen Trauergottesdienst miterleben. Zu Beginn habe ich noch in das Lied „The Day, thou gavest, Lord, has endet“ mit eingestimmt und die beschriebenen Eindrücke aufgenommen und war dann erst wieder gegen Ende mit dabei.
Da höre ich den Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, Worte an Gott richten, die mich tief berühren. Übersetzt sagt er „Wir vertrauen die Seele unserer verstorbenen Schwester Elisabeth deiner barmherzigen Obhut an, in der sicheren und gewissen Hoffnung auf die Auferstehung zum ewigen Leben“.
… die Seele unserer verstorbenen Schwester Elisabeth… Die Zeichen ihrer weltlichen Macht verschwinden aus meinem Blickfeld und ich denke: „Ja, das war sie – unsere Schwester Elisabeth, eben unsere Glaubensschwester.“
Indem wir auf den Namen von Gottes Sohn Jesus Christus getauft worden sind, hat uns das zu Gotteskindern gemacht - die wir Gott bekanntlich als „Vater unser“ anrufen - und uns untereinander zu Geschwistern.
In den von Justin Welby gesprochenen Worten, in der „Commendation“, der „Empfehlung der Seele“, in der die Verstorbene Gottes Barmherzigkeit anvertraut wird, wird in größter Klarheit deutlich, was unsere christliche Perspektive auf den Tod ausmacht:
Allein in der Beziehung zu Gott gründet sich die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten. Als Gott seinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, wird greifbar, dass Gottes Macht und Treue die Grenze des Todes überwindet.
Darin gründet sich auch unsere Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben – was uns nur als ein Geschenk von Gott zuteilwerden kann, allein aus Gnade, sola gratia. Verdienen könnten wir Menschen uns mit all‘ unseren Grenzen und schuldhaften Verstrickungen dies nie.
Das ist die reformatorische Erkenntnis Martin Luthers: Gott nimmt uns Menschen an „aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit“, wie Luther es in seinem Kleinen Katechismus formuliert.
In der Trauerfeier lag für mich in dem Kontrast zwischen prunkvollen Zeichen weltlicher Ehrerbietung der verstorbenen Königin gegenüber und ihrer geistlichen Bezeichnung als „unsere Schwester Elisabeth“ ein so eindrücklicher Hinweis, dass vor Gott weder Verdienste noch Titel zählen – wir alle treten vor ihn als sterbliche Menschen bzw. Gotteskinder. Das empfinde ich als sehr tröstlich.
Es grüßt Sie herzlich Ihre Elga Zachau