„Das Leben fängt ganz vorsichtig neu an“
Liebe Gemeinde,
Jetzt atmet unsere Seele auf! Es wird wieder heller nach all den dunklen Wochen!
Wir sehen und spüren das Frühjahr mit seinem Grün und Geknospe. Frische Formen und Farben entlocken dem Winter und der schweren Dunkelheit neues Leben. Das gilt für die Natur ebenso wie für unsere pandemiegeplagten Gemüter.
Das neue Licht rettet unser Herz und unsere Seele über den Winter hinaus. Es macht das Leben warm und die Welt schön. Es hilft, uns zu orientieren.
„Orientierung“ – es ist der Orient, aus dem das Licht aufsteigt und zu uns herüberwandert. Das Licht, auf das sich fast jede Kirche ausrichtet. Fast jede Kirche ist „geostet“ gen Orient.
Wenn wir beten, wenn wir singen, wenn wir still werden - wir wenden uns dem Licht zu.
Und orientieren uns an dem, was das Leben hell macht.
In diesen Tagen beginnt die 7- wöchige Passionszeit.
Der, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“, der, der die Menschen hoffen ließ, auch aus anderer Quelle zu leben, wurde gefoltert und ermordet. Auch wir machen die urmenschliche Erfahrung, wie schmerzlich und absolut der Tod ist. Leben geht zu Ende. Hoffnung stirbt. Das Licht des Lebens erlischt, und alles wird dunkel.
Dieser Dunkelheit können wir nicht ausweichen. Wir können sie nicht umgehen, nicht schönreden, nicht abkürzen. Es bleibt uns nichts anderes als dies anzunehmen, sich der Dunkelheit anzuvertrauen, alles außer Kraft gesetzt, am Nullpunkt.
„Ich befehle meinen Geist in deine Hände“, sagt Jesus am Kreuz. Und wir Menschen machen eine unfassbare Erfahrung: es beginnt irgendwann wieder zu leuchten, Licht dringt wieder durch und erreicht unser Herz. Es bahnt sich den Weg, durch kleine Risse und Ritzen der Dunkelheit und des Schmerzes hindurch.
So ist es in der Natur. In allen kleinen und großen Toden, die wir im Laufe des Lebens erleben.
Das Leben fängt ganz vorsichtig neu an!
Eine gute Passionszeit wünscht Ihnen
Ihr
Pastor Ernst – Martin Barth