Wittenberg, 31. Juli 2017

Liebe Gemeinde,

 

es ist Sommerzeit und Reisezeit. Ich grüße Sie ganz herzlich aus Wittenberg, der Lutherstadt. Wittenberg ist im Jubiläumsjahr der Reformation zweifellos ein ganz besonderes Reiseziel.

 

In diesen Wochen findet hier eine Freiluftausstellung statt, eine „Weltausstellung Reformation“: Es gibt zahlreiche Projekte, Präsentationen und Veranstaltungen, die aktuelle Herausforderungen unserer Zeit im Licht des Reformationsgedankens beleuchten – es geht um Globalisierung, Jugend, Spiritualität, Ökumene und Religion, Kunst und Kultur, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.

 

Vieles gibt es zu sehen und zu erleben. Zu einer Kaffeepause laden GastgeberInnen aus aller Welt in das „Gasthaus Ökumene“ ein. In diesen Tagen sind kommen sie aus Tansania, Deutschland und den USA.

 

Im Gasthaus, einem weißen Zelt nahe der Altstadt, liegt eine große Fußmatte aus unserer US-amerikanischen Partnerkirche, der United Church of Christ (UCC), der Vereinigten Kirche Christi, auf dem Boden.

 

Die UCC bringt mit ihrer Fußmatte ihre Haltung auf den Punkt: „Extravagant Welcome“ steht auf dem Matte. Wie gut passt eine solche Einladung an eine Kirchentür!

 

No matter who you are or where you are on life's journey, you are welcome here.” Das heißt: „Ganz gleich, wer Du bist oder wo Du auf der Lebensreise bist, Du bist hier willkommen.“

 

Nun haben wir keine solchen Fußmatten an den Türen unserer Kirchen und Gemeindehäuser liegen, aber wir erleben, dass sich Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen eingeladen fühlen, zu unseren Gottesdiensten und anderen Angeboten zu kommen. Das ist sehr schön!

 

Ich freue mich, dass viele Tauffamilien dabei sind.

 

Vor vielen Jahren habe ich in den USA den Begriff der Faith Journey kennengelernt, der Glaubensreise. Wenn wir unsere Lebensreise als eine Glaubensreise verstehen und erleben, dann ist die Taufe dabei ein ganz entscheidendes Datum:

 

Die Taufe macht uns bewusst, dass Gott uns alle, jede und jeden, persönlich wahrnimmt und uns durch seine freie Gnade, durch sein „Extravagant Welcome“, in seine Nähe ruft.

 

Eine Glaubensreise ist wie jede Reise etwas Dynamisches, Glaube ist nicht statisch. Ob wir jünger oder älter sind, viele mögen erfahren, dass sie sich mal gefestigter im Glauben erleben und voller Zuversicht, und auch mal eher suchend und fragend oder zweifelnd.

 

Von Martin Luther heißt es, er habe in Zeiten, die er als Krise oder Anfechtung erlebt hat, vor sich mit Kreide auf den Tisch geschrieben „Ich bin getauft“. Es hat ihm Kraft und Mut gegeben, sich an Gottes ganz persönliche Zusage zu erinnern.

 

Es passt gut, dass heute, in Sichtweite von der Wittenberger Schlosskirche mit der berühmten Thesentür, eine Fußmatte aus einer evangelische Kirche aus den USA daran erinnert, dass wir bei Gott stets willkommen sind, ganz gleich, wo wir gerade auf unserer Lebensreise sind, ganz gleich, was uns bewegt.

 

Ihre Elga Zachau

 

P.S. Sollten Sie noch ein Reiseziel für die kommenden Wochen suchen: Die Weltausstellung Reformation ist bis zum 10. September geöffnet und lädt zu einem Besuch ein.