feb 14

„Kein böses Wort soll über eure Lippen kommen. Vielmehr sollt ihr stets ein gutes Wort haben, um jemanden aufzubauen, wenn es nötig ist.

                                                                            (Epheser 4,29)

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich Vikarin in der Kirchengemeinde Bulmke war, habe ich mein Schulvikariat an der Hauptschule an der Emmastraße absolviert. Dort lernte ich auch die „BuS"-Klasse der Schule kennen.

„BuS" steht für „Betrieb und Schule", es ist ein Projekt der Landesregierung. Die Schülerinnen und Schüler der BuS-Klassen haben schwierige Schullaufbahnen hinter sich, ihr Schulabschluss ist gefährdet und ihre Aussichten auf einen Ausbildungsplatz sind gering.

An zwei Tagen in der Woche sind die Jugendlichen als Praktikantinnen und Praktikanten in Betrieben und an drei Tagen haben sie Unterricht in der Klasse. Durch das Projekt sollen die Jugendlichen beim Übergang in die berufliche Ausbildung eine gezielte Unterstützung erfahren. Diese Unterstützung ist nicht nur praktischer Natur:

In einer Unterrichtsstunde, in der ich hospitiert habe, ereignete sich folgende Szene: Die Lehrerin stellt eine nicht leichte Frage und keine Schülerin, kein Schüler meldet sich. Ein Mädchen weiß die richtige Antwort – es sagt die Worte leise vor sich hin. Die Lehrerin hört das und fordert das Mädchen auf, die Antwort laut zu sagen. Die Schülerin zögert und schüttelt den Kopf. Die Lehrerin ermutigt das Mädchen jetzt nachdrücklich, sich doch zu trauen, die Antwort zu sagen. Das Mädchen antwortet daraufhin: „Nein, nein, Frau M., Sie wissen doch, ich bin dumm wie Stroh."

Auf so einen Satz kommt man nicht selber. Irgendwann wird jemand dem Mädchen entgegengeschleudert haben „Du bist dumm wie Stroh!" - und dem Mädchen hat sich der Satz so tief eingebrannt, dass dann, wenn in ihm der leiseste Funken Selbstvertrauen aufglimmt, dieser von dessen entmutigender Botschaft sofort wieder erstickt wird.

Im Monatsspruch für Februar heißt es: „Kein böses Wort soll über eure Lippen kommen. Vielmehr sollt ihr stets ein gutes Wort haben, um jemanden aufzubauen, wenn es nötig ist. Dann bringt dieses Wort denen Gnade, die es hören." (Epheser 4,29)

Mich hat in der BuS-Klasse - und an der Schule überhaupt - sehr beeindruckt, wie die Lehrerinnen und Lehrer ganz im Sinne des Verses aus dem Epheserbrief mit großem Engagement und gerade auch mit guten, mit ermutigenden Worten bestrebt waren, ihre Schülerinnern und Schüler, die vielfach bereits zahlreiche frustrierende Erfahrungen im Gepäck hatten, aufzubauen.

Uns kommen so viele Worte über die Lippen – auch manches, was hätte ungesagt bleiben sollen.

Möge uns der Monatsspruch den Anstoß geben, bewusst zu prüfen, ob das, was wir sagen wollen, denen, an die wir unsere Worte richten, wirklich wohl tuen kann, und Gott darum zu bitten, dass unsere Worte Segen bringen.

Mit besten Wünschen,
Ihre Pfarrerin Elga Zachau