( nicht nur für Kinder )

Der große Theologe Karl Barth soll einmal eine Zigarre in der Kirche geraucht haben. Er hat das extra gemacht. Er wollte damit zeigen, dass es für evangelische Christen keine geweihten Räume gibt, und dass sich niemand Gottes Wohlwollen verdienen kann, wenn er schön "artig" ist. Gott mag uns, weil er uns seine Gnade schenkt. Wohlverhalten ist nicht angesagt. Man muss auch keinen guten Eindruck auf den "Herrn Pfarrer" machen, weil der vielleicht beleidigt sein könnte, wenn man ihm nicht aufmerksam lauscht.

Wer zum Gottesdienst geht, darf so kommen, wie er ist! Sünder sind wir alle. Und auch der Frömmste kriegt keine Plus­punkte.

Trotzdem sind Stille und Andacht im Got­tesdienst sinnvoll - nicht für Gott, aber für uns, für Kinder und Erwachsene. Nichts tut uns so gut wie Ruhe. Und in der Kirche könnte man sie finden, wenn alle mitspie­len. In einer ruhigen Atmosphäre können wir zu uns kommen. Wenn andere Stim­men schweigen, ist die leise Stimme Gottes in uns besser zu hören. Gottes Wort gibt uns Kraft für den weiteren Weg. Im Gottesdienst versammelt sich die Fami­lie Gottes, Kinder gehören selbstverständ­lich dazu. Jesus hat die Weisung gegeben, dass die Kinder zu ihm kommen sollen. Und er hat die Kinder zu Vorbildern im Glauben erklärt.

Auch Kindern tut eine ruhige Stunde in unseren unruhigen Zeiten gut. Ruhephasen sind für Kinder lebenswichtig. Und wenn sie sich mal nicht so ruhig verhalten, macht das nichts. Oft hilft ein Bilderbuch oder ein Spielzeug. Von Trompeten, Rasseln und Trommeln wäre allerdings abzuraten... . Wenn sie allerdings gar nicht mehr zu hal­ten und zu beruhigen sind und über Tische und Bänke gehen, die Dauersirene anstel­len oder sich vor Albernheit nicht mehr einkriegen - dann ist es besser, den Rück­zug anzutreten. Das ist nicht peinlich. Man kann es an einem anderen Tag neu versu­chen. Oder man geht mit seinen Kindern in die Gottesdienste für Kleinkinder, in den Kindergottesdienst oder den Familiengot­tesdienst.

Die Erwachsenen sind auch nicht immer bei der Sache. Manche Unterhaltung vor dem Gottesdienst passt besser auf den Erler Markt als in die Kirche. Vor dem Gottes­dienst ist eine innere Sammlung gut für das, was dann folgt.

Die Erwachsenen sollten sich nicht zu schnell "gestört" fühlen. Gelassenheit kann viel auffangen. Allerdings haben auch die Erwachsenen ein Recht auf einen schönen Gottesdienst mit frohem Gesang, innigen Gebeten und nachdenklichen Predigten. Der heilige Gott will uns erreichen im Wort und in Brot und Wein. Das geht nicht un-konzentriert und nebenbei. Wenn einer auf den anderen Rücksicht nimmt, dann ist eine christliche Gemeinde auf einem guten Weg!

Pfarrer Norbert Filthaus
für den Presbyteriumsausschuss für
Gottesdienst und Kirchenmusik