November – (k)ein schöner Monat!


November, kein schöner Monat, oder? Es ist der Monat, in dem ich als Seelsorger besonders gefordert bin, der mir die Themen Leben und Tod, Trauer und Schuld, Vergänglichkeit und Ewigkeit vorgibt, sei es am Volkstrauertag, am Buß- und Bettag oder am Ewigkeitssonntag.

Dabei ist der November kein Resignations-, sondern ein Hoffnungsmonat. Lassen Sie sich doch einmal auf diesen Perspektivenwechsel ein. Ich versichere Ihnen, Sie schenken sich selbst einen schönen Moment, wenn Sie das »November-Lebensgefühl« einmal auf den Kopf stellen. Es geht los:

Wir werden jünger, nicht älter! Mit jedem Tag vergeht nicht der Tag, sondern der Tag rückt näher. Mit jedem Tag geht es nicht abwärts mit mir, sondern aufwärts. Jetzt denken Sie, ich sei verrückt – und halten mir entgegen: Mit jedem Monat verliere ich Vitalität, mit jedem Jahr verliere ich an Lebenszeit, ich werde älter, rücke dem Tod immer näher.

Ja, sie haben recht, werde ich sagen. Doch lassen Sie uns einmal das Leben auf den Kopf stellen. Nur für einen Moment.

Noch einmal: Ich werde jünger, nicht älter. Mit jedem Tag rücke ich dem Leben immer näher. Mit jedem Monat werde ich vitaler, mit jedem Jahr gewinne ich Lebenszeit – wenn ich nicht auf mich selbst schaue, sondern wenn ich von Gott angeschaut werde. Von Gott her gesehen werde ich nicht älter, sondern jünger.

Denn vor mir liegt nicht der Tod, sondern die Ewigkeit; nicht Resignation sondern Hoffnung. nicht der Schatten der Vergangenheit oder die Bedrohung in der Zukunft, sondern Gott, der »mich ansieht«, der »mit mir geht« und der »mich aufnimmt in sein Reich«.

Vielleicht ist das gemeint, wenn ich im Predigerbuch lese:

»Und Gott hat alles, auf seine Weise, geschaffen, und Gottes Ewigkeit in Alles hingelegt«.

Ewigkeit. Wir sind mit Ewigkeit ausgestattet. Wir, die wir alt werden, wenn uns das Leben wohlgefällig ist. Wir, die wir tagtäglich erleben müssen, dass Menschen durch Gewalt und Krieg, durch Krankheit und Armut sterben. Wir sind mit Ewigkeit ausgestattet, sind Gottes Kinder.

Wenn wir das Novembererleben »auf den Kopf stellen«, können wir – mit Gottes Hilfe - vom Leben erzählen und die Erfahrung machen, wie gut es tut, mit Hoffnung und nicht mit Resignation, mit Mut und Zuversicht und nicht mit Angst und Trübsal in die Novemberzeit zu gehen. November – ein guter Monat!


Ihr Pfarrer Frank Füting