Unser Leben sei ein Fest,

Jesu Geist in unserer Mitte,

Jesu Werk in unseren Händen,

Jesu Geist in unseren Werken.

Unser Leben sei ein Fest,

so wie heute an jedem Tag.“

(Evangelisches Gesangbuch Nr. 571)

Liebe Leserinnen und Leser,

neulich hatte ich ein ökumenisches Déjà-vu-Erlebnis, das mich an meine Kindheit erinnert hat. Pfarrer Christian Ellgaard, über 30 Jahre evangelischer Krankenhausseelsorger im Marienhospital Buer und unserer Gemeinde eng verbunden durch das Trauercafé im Matthäuszentrum, wurde am 25. Januar in den Ruheverstand verabschiedet.

Zum Empfang nach dem Gottesdienst wurde in das katholische Michaelshaus gegenüber vom Krankenhaus eingeladen. Als ich in das Gemeindehaus kam, war mir, als beträte ich eine fremde Welt oder käme in eine andere Dimension: Große Clownsmasken lachten mich von den Wänden an, bunte Lampions und Girlanden hingen an der Decke. Ich war in der fünften Jahreszeit angekommen, die unser protestantischer Jahresplaner so nicht kennt.

Ich fühlte mich in meine Kindheit zurückversetzt. Damals hatten mich katholische Schulfreundinnen eingeladen, mit ihnen zusammen zum Kinderkarneval in ihr katholisches Jugendheim zu kommen. Ich glaube, dies war die erste Veranstaltung einer anderen Konfession, an der ich teilgenommen habe, und noch immer ist mir das fröhliche Fest für uns bunt verkleidete Kinder im gleichermaßen bunt dekorierten Jugendheim sehr gut in Erinnerung.

In der Regel ist die Verbundenheit mit dem Karneval in unseren evangelischen Gemeinden nicht sehr groß. Die Gründe dafür gehen auf die Reformationszeit zurück. Luther schaute kritisch auf die Fastnacht, auf die Nächte vor der Fastenzeit, mit ihren Festen, weil deren derbe Späße nicht selten ausarteten, und auch um der Vorstellung zu widersprechen, man könnte in der Fastenzeit mit dem Fasten Verdienste vor Gott erwerben.

Aber Luther hatte Humor! Das steht fest. Es finden sich viele Belege dafür gerade in seinen Tischreden. Es heißt auch bei ihm: „Es ist dem lieben Gott sehr recht, wenn du einmal aus Herzensgrund lachst.“

An vielen Stellen in der Bibel lesen wir von der Freude, die Gott uns schenken will.

Als den Hirten auf dem Felde Jesu Geburt verkündigt wird, da verkündigt der Engel ihnen große Freude: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Mit welcher Freude werden sich die Hirten auf den Weg zum Stall nach Bethlehem gemacht haben!

Die Hochzeit zu Kana war ganz sicher ein fröhliches Fest. Jesus und seine Freunde gehören zu den Gästen. Der Wein geht aus, und es geschieht, dass auf Jesu Wort Wasser zu Wein wird. Freudig werden alle, das Hochzeitspaar und seine Gäste, weitergefeiert haben.

Schließlich ist an die große Freude der Jüngerinnen und Jünger zu denken, die sie Ostern erfüllt, als sie begreifen: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen! Jesus lebt! In welch‘ großer Freude werden die beiden Jünger von Emmaus zurück nach Jerusalem gelaufen sein, um von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen zu berichten, und um ihre Freude weiterzugeben!

Das Evangelium ist eine frohe Botschaft, keine traurige.

Darum passt es sehr gut, dass wir, die wir das Evangelium als Grund unserer Hoffnung erleben, immer wieder aus Herzensgrund lachen und fröhlich feiern, ganz gleich welcher Konfession wir angehören, ganz gleich ob zu Karneval oder zu anderen Anlässen, die Gott uns schenkt.

Seien Sie herzlich gegrüßt,

Ihre Pfarrerin Elga Zachau